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Dienstag 22. April 2025
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Troisdorf erinnert an die Opfer des NSU-Terrors

Gedenkort setzt Zeichen gegen Rechtsextremismus und für eine lebendige Erinnerungskultur

Elf neu gepflanzte Bäume in Troisdorf erinnern ab sofort an die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ und stehen als Mahnmal gegen Rassismus und Gewalt. Zehn der Bäume sind namentlich den zehn bekannten Todesopfern des NSU gewidmet, ein elfter Baum symbolisiert die unzähligen weiteren Opfer rassistischer Gewalt, die nicht im öffentlichen Bewusstsein stehen.

Im Rahmen der Pflanzung wurden auch zehn Sitzgelegenheiten und eine zusätzliche Bank installiert. Der neu geschaffene Bereich lädt dazu ein, innezuhalten, zu erinnern – aber auch ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Zeichen gegen Hass zu setzen.

„Wir treffen uns hier im Gedenken an zehn Mordopfer. An Menschen, die einfach ihr Leben gelebt haben, die ihren Job gemacht haben, die ihre Familien hatten, ihre Freund*innen und Freunde – die Teil unserer Gesellschaft waren. Und dann kreuzten Nazis ihren Weg. Und ihr Weg endete. Brutal, ohne Chance zu entkommen“, sagte Erkan Zorlu, Erster Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Troisdorf, bei der Gedenkveranstaltung.

„Indem wir hier stehen, zeigen wir, dass wir die Gewalt von Rechtsextremen ablehnen. Wir setzen ein starkes Zeichen:

Nazi-Terror und Nazi-Morde nehmen wir nicht hin.“

Der Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Troisdorf, Oguzhan Aytac, begrüßte die Gäste der Gedenkveranstaltung und betonte die Bedeutung einer klaren Haltung gegen rassistische Gewalt.

In seiner Rede erinnerte Seyfullah Köse, stellvertretender Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW, an die Verantwortung der gesamten Gesellschaft:

„Rassismus kann uns alle treffen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Gerade deshalb müssen wir uns als Gesellschaft immer wieder klar und deutlich zu den im Grundgesetz verankerten Menschen- und Grundrechten bekennen.“

Mit den Bäumen wird an folgende Menschen erinnert:

• Enver Simsek, 9. September 2000, Nürnberg
• Abdurrahim Özüdogru, 13. Juni 2001, Nürnberg
• Süleyman Tasköprü, 27. Juni 2001, Hamburg
• Habil Kiliç, 29. August 2001, München
• Mehmet Turgut, 25. Februar 2004, Rostock
• Ismail Yasar, 9. Juni 2005, Nürnberg
• Theodoros Boulgarides, 15. Juni 2005, München
• Mehmet Kubasik, 4. April 2006, Dortmund
• Halit Yozgat, 6. April 2006, Kassel
• Michèle Kiesewetter, 25. April 2007, Heilbronn

Ein elfter Baum erinnert symbolisch an alle, die ebenfalls Opfer rassistischer Gewalt wurden, ohne namentlich bekannt oder öffentlich sichtbar zu sein.

Eine am Ort angebrachte Plakette erinnert an die Opfer und erläutert die Hintergründe der Initiative „10+1“. Sie trägt die Namen der zehn Menschen, die vom NSU ermordet wurden, sowie die Botschaft, dass der elfte Baum all jenen gewidmet ist, die rassistischer Gewalt zum Opfer fielen, ohne in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbar zu sein. Gleichzeitig verweist die Plakette auf die Verantwortung, sich rechten Tendenzen entgegenzustellen und eine lebendige Erinnerungskultur zu pflegen.

Die Pflanzung ist auch eine Reaktion auf aktuelle Vorfälle: Immer wieder wurden bundesweit Erinnerungsorte an NSU-Opfer beschädigt oder zerstört – zuletzt ein Gedenkbaum für Enver Simsek. In Troisdorf will man dem etwas entgegensetzen: mit einem dauerhaften Zeichen für Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.

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