Jeden zweiten Donnerstag im Monat ist Stammtischzeit im Jägerhof in Altenrath. Dann treffen sich rund 30 ehemalige und aktuelle Dorfbewohner im Jägerhof, um gemeinsam zu plaudern – über das, was sich im Dorf verändert hat, aktuelle Themen im Dorf und über die alten Zeiten, als das Altenrather Dorfleben geprägt war von zahlreichen Vereinen, Kaufangeboten und einer Dorfgemeinschaft, in der jeder jeden kannte.
Initiiert hat den Stammtisch Hans Strobl – über Jahrzehnte sammelte er Erinnerungsstücke aus dem Dorfleben und stellte sie lange in seinem privaten "Altenrath-Museum" aus. Vor Kurzem hat er seine Sammlung geschlossen, doch die Stammtischrunde, die einst daraus entstand, hält er weiter am Leben. "Es ist schön zu sehen, dass auch heute noch so viele kommen, um sich auszutauschen und eine gute Zeit miteinander zu verbringen", sagt er. In seiner Altenrath-Sammlung finden sich auch einige selbstgebastelte Modelle, die eine gute Übersicht über das geben, was es früher alles im Dorf gab:
Da wäre die einstige Tankstelle an der Hauptstraße, ein Metzger, Bäcker, Händler und eine Volkshochschule – das Dorfleben war lebendig, das Vereinswesen stark. Die Stammtischgäste, viele von ihnen alteingesessene Altenrather, erinnern sich an Maifeiern auf dem Sandhasenplatz, an den Männergesangsverein oder an den Ascheplatz an der Flughafenstraße. Auch die belgischen Soldaten, die einst in Altenrath stationiert waren, prägten das Dorfleben – nicht zuletzt, weil sie den Altenrather Mädchen gern den Hof machten.
"Altenrath ist ein Phänomen", sind sich die ehemaligen Dorfbewohner einig. Wer hier aufgewachsen ist, verbindet vieles mit dem Ort. Und mit einem Augenzwinkern fügen die Urgesteine an: Neubürger ist man hier erst dann nicht mehr, wenn man mindestens 50 Jahre im Dorf gelebt hat.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Familien in Altenrath angesiedelt, weil ihre Häuser in Troisdorf zerstört worden waren. Ihre Kinder besuchten die Volksschule, unterrichtet von Lehrer Schuhmacher – ein Name, der in Altenrath bis heute bekannt ist. Seine Tochter, ebenfalls regelmäßige Stammtischbesucherin, berichtete von seinem Engagement: Er baute mit am Sportplatz, organisierte Theateraufführungen im alten Saal an der Flughafenstraße, war tief im Vereinsleben verwurzelt, ein "wahrer Vereinsmensch" ist er gewesen, der vieles für das Dorf getan hat. Auch deshalb erhielt er für seinen unermüdlichen Einsatz später das Bundesverdienstkreuz.
Heute hat sich vieles verändert. Das Dorf ist gewachsen, die Gemeinschaft nicht mehr so eng wie früher. Doch das hält die Stammtischgäste nicht davon ab, sich regelmäßig in ihrer alten Heimat zu treffen. Einige kommen dafür sogar von weit her, etwa von der Mosel. Sie tauschen sich über das aus, was im Dorf passiert – die Bauarbeiten an der Panzerstraße oder den Zustand der Dorfmitte. Aber auch weltpolitische Themen stehen auf der Agenda.
Was bleibt, ist die Verbundenheit durch das Dorf. "Altenrath mag sich verändert haben, aber wir kommen immer wieder gerne zurück", stellt Hans Strobl fest, der mittlerweile selbst nicht mehr im Dorf wohnt. Aber die Erinnerungen an die eigene Heimat – die bleiben für immer. (pho)