Am 29. Dezember 1944 erlebte Troisdorf den verheerendsten Bombenangriff seiner Geschichte. Im Gedenken an die Ereignisse fand dazu 80 Jahre später, am 29. Dezember 2024, ein ökumenischer Friedensgottesdienst in der evangelischen Johanneskirche in Troisdorf statt. Zudem: Der Fund einer Weltkriegsbombe in Eschmar im Herbst 2024 rief Erinnerungen wach, und eine kleine Ausstellung des Stadtarchivs Troisdorf im Foyer des Rathauses blickt zurück auf den Dezembertag vor 80 Jahren.
Der Angriff auf Troisdorf begann am Abend des 29. Dezember 1944 um 19.20 Uhr. Innerhalb weniger Minuten trafen fast 3.000 Bomben den Bahnhof, Produktionsanlagen der Dynamit AG und zahlreiche Wohnhäuser. Über 300 Menschen kamen ums Leben, mehr als 700 Wohnungen wurden zerstört oder unbewohnbar, rund 1.400 weitere schwer beschädigt. Bis dahin war die Stadt trotz strategisch wichtige Lage der Munitionsproduktion von umfangreichen Bombardements verschont geblieben – unter anderem, weil die deutsche Luftabwehr die gegnerischen Bomber jahrelang durch Scheinfabriken aus Pappe und Holz von den echten Rüstungsbetrieben ablenkte, erklärt Karlheinz Ossendorf in den Troisdorfer Jahresheften.
In der evangelischen Johanneskirche in Troisdorf fand am 80. Jahrestag des Angriffs ein ökumenischer Friedensgottesdienst statt, in dem den Menschen, die unter dem Angriff litten, gedacht wurde. Besonders bewegend: Mit Erika Richter teilte eine Zeitzeugin Ihre persönlichen Erinnerungen an diesen schicksalhaften Tag.
Bis zum Sommer erinnert außerdem eine kleine Ausstellung des Troisdorfer Stadtarchivs im Foyer des Troisdorfer Rathauses an die Geschehnisse vom 29. Dezember 1944. In einer Vitrine finden sich dort unter anderem das Notizbuch von Maximilian Wittig über Fliegeralarme in Troisdorf, Luftbildaufnahmen aus den Troisdorfer Jahresheften, Fotos von Verstorbenen, Schadensberichte, Anträge auf Entschädigungen und weitere Exponate.
Im Vorfeld startete das Archiv einen Aufruf an Bürgerinnen und Bürger, sich mit Erinnerungsstücken zu melden – dieser Aufruf erhielt große Resonanz. Auf Anfrage teilte das Stadtarchiv mit, dass die Ausstellung bewusst einen Fokus auf die Menschen, die unter dem Angriff litten, legt. Gleichzeitig werde deutlich gemacht, dass die Bombenangriffe auf deutsche Städte eine direkte Folge des vom NS-Regime begonnenen Krieges waren.
Jedes Stück ist einzigartig – möchte man dennoch eines hervorheben, so ist es das Tagebuch von Maximilian Wittig. Darin listet er die Zeiten auf, in denen in Troisdorf Fliegeralarm herrschte, und erwähnt besondere Ereignisse, etwa Luftkämpfe über Troisdorf oder zerstörte Gebäude. Das Notizbuch beginnt mit dem ersten Bombenangriff auf Troisdorf am 12. Mai 1940 und endet abrupt am 29. Dezember 1944 – an diesem Tag wurde Wittigs Haus in Troisdorf von einer Bombe getroffen.
Neben der Ausstellung im Rathausfoyer gibt es einen ausführlichen Artikel über das Notizbuch von Maximilian Wittig auf der Website der Stadt Troisdorf unter Rathausservice Stadtarchiv Fundstücke. Der Artikel zeigt einige besonders markante Notizbuchseiten inklusive Transkription des handschriftlichen Textes. Ausstellung und Artikel wurden von Christian Fuchs und Elisa Timmer aus dem Stadtarchiv erstellt. Sechs Wochen lang sammelten Sie Exponate, insgesamt drei Monate waren Sie mit Auswahl, Vorbereitung und Aufbau beschäftigt. Bis Sommer lädt die kleine Ausstellung dazu ein, mehr über den schicksalhaften Dezembertag vor 80 Jahren zu erfahren.
(pho)