Das geschichtsträchtige, legendäre Haus Spich haben wir im Rundblick schon beschrieben. Nun folgen dessen Restaurierung und der Neubau der angrenzenden Touring-Garage, in der an ebenfalls legendären Oldtimern gearbeitet wird.
Von Römern und legendären Automobilen: Über das Haus Spich, die dahinter liegende Touring-Garage und den heutigen Zustand kann man Bücher schreiben. Das "Freiadlige Rittergut", dass im 30-jährigen Krieg zerstört und als befestigte Hofanlage Napoleon zum Opfer fiel, wurde 1825 als Jagdhaus in römischer Architektur statt der üblichen Giebelbauweise auf den Ruinen aufgebaut und von den aktuellen Besitzern seit dem Erwerb im Jahr 2000 liebevoll restauriert – als ein Teil einer weltweit bekannten Oldtimer-Garage.
Peter Bazille, autotechnisch familiär vorbelastet – vor allem durch italienische Marken – hatte schon länger ein Auge auf das Haus Spich geworfen. Doch es dauerte über 10 Jahre, bis sein Ansinnen bei wohlgesonnenen Mitglieder der bürokratischen Verwaltung Gnade fand.
Was die Touring-Garage dann aus dem traditionsbeladenen Haus gemacht hat, das nötigt Respekt ab.
Am Haupthaus wurden stabilisierende Maßnahmen ergriffen. Im 15 Meter langen Jagdzimmer wurde ein Stahlträger eingezogen. Im Grunde wurde das Haus Spich kernsaniert. Innenputz, neue Holzfenster, neue Holzböden – alle Räume wurden restauriert.
Im Außenbereich gab es am Haus Spich auch viel zu tun. Das historische Holztor war nicht mehr funktionsfähig. Wegen der Zufahrt der Baufahrzeuge für den Werkstattaufbau wurde die Toreinfahrt vorübergehend verbreitert und anschließend wieder in den Urzustand versetzt. Dazu kam ein schmiedeeisernes Tor.
Erkenntnis von Peter Bazille: "Unser historisches Gebäude ist wie der Kölner Dom: Man ist nie fertig, man muss ständig ausbessern, pflegen, renovieren."
Einfühlungsvermögen und Eigensinn waren darüber hinaus nötig, um die geplanten, neuen Werkstatträume an die historischen Gebäude anzupassen. Denn Peter Bazille hatte nicht nur Werkstatträume in Spich, sondern war auch Besitzer der ehemaligen Kölner Motorenfabrik Bruns. Und deren Maschinenpark, mit dem von Nockenwellen bis Getriebeteilen nahezu alles bearbeitet werden kann, sollte in insgesamt sechs Werkstattboxen untergebracht werden. Mit Bauplänen und Ideen, die Peter Bazille jahrelang im Kopf hatte, überzeugte er die Troisdorfer Stadtväter so sehr, dass man ihm das Gebäude überließ.
Zu den Plänen gehörte die Architektur und das Material des neuen, aber trotzdem historisch wirkenden Werkstatt-Areals. Zusammen mit dem renommierten und einst bei Peter Bazille als Auto-Restaurator tätigen Architekten Stefan Schramm setzten beide die Ideen von Baumaterialien, Aufbau und praxisgerechten Räumen um. Es sollte keine modernistisch wirkende, sondern der Oldtimer-Restaurierung angepasste Architektur entstehen.
Schon die ersten Blicke auf die im oberen Teil mit Ulmenholz verkleideten Werkstatträume und die großzügig verglasten Einlasstore in hellbraunem Holz und der mit Kies gefüllte Innenhof lassen die gelungene Mischung aus Neubau und Geschichtsträchtigem erkennen.
Dabei sah das im Jahr 2000 alles sehr trostlos aus. Das Hauptgebäude verwahrlost, die angrenzenden Gebäuden abbruchreif, am Ende des rund 3500 qm großen Geländes ein riesiger Erdhügel. Bei den Abbrucharbeiten wurde nicht nur ein römischer Keller entdeckt, hinter einer gemauerten Wand fanden sich uralte Speck- und Schinkenhälften. Die waren wohl für schlechtere Zeiten versteckt worden.
Nach Planierarbeiten wurden massive Fundamente in die Erde versenkt. Denn über der Hauptwerkstatt sollte in einer Halle mit Betonboden Platz für etwa 50 Oldtimer geschaffen werden. Die werden übrigens mit einem Außenaufzug in die heiligen Hallen gehievt.
Unter der Bodenplatte und auch auf der Zwischendecke sorgt eine komplette Lage aus Styropor dafür, dass auf dem Werkstattboden weder Kälte noch Hitze spürbar sind. Das ist nicht nur für die wertvollen Oldtimer, sondern auch für Mitarbeiter angenehm. Besonders stolz ist Peter Bazille auf die Dachkonstruktion aus Holzbalken. "Stahl gehört nicht in eine Oldtimer-Werkstatt." Basta.
Nach der Fertigstellung des gesamten Komplexes, die dank – damals noch – schneller Genehmigungen und der hervorragenden Arbeit der Bauunternehmung Gebrüder Billen innerhalb eines knappen Jahres abgeschlossen war, rollten die Werkzeugmaschinen aus Köln an. Jede Box hat eine zu öffnende Tür, durch die alle Maschinen platziert werden konnten.
Wie ein Neubau wirken die Werkhallen tatsächlich nicht, es hat alles einen Charme von Historie. Davon zeugen nicht nur die zahlreichen Oldtimer, die dort abgestellt sind. Auch Motoren, Getriebe und andere Ersatzteile aus vergangen Zeiten sind fein säuberlich aufgereiht. Alles ist pieksauber. Peter Bazille, fast immer im Blaumann anzutreffen, kennt wohl jeden Schraubenschlüssel und weiß auch, in welchem Werkzeugschrank der sich befindet.
Oldtimer aller Marken werden in der Touring-Garage repariert und gewartet. Spezialisiert hat sich Peter Bazille jedoch vor allem auf alle Lancia-Modelle, die vor der Übernahme von Fiat gebaut wurden. Dass er selber Lancia-Besitzer ist, dürfte klar sein. Und dass er Italo-Freak ist, sieht man nicht nur an seinem historischen Gewölbe-Weinkeller, sondern auch am gern besuchten Stammlokal, dem "Via Veneto" auf der anderen Straßenseite. Arbeiten kann auch in "la Dolce Vita" ausarten.
Werner Müller