Auf 600.000 Einwohner in 19 Gemeinden kommen zwei Geburtskliniken – in Troisdorf und in Sieglar. Immer mehr Geburtsstationen und Kreissäle werden aus finanziellen Gründen geschlossen. Es fehlen nicht nur Räumlichkeiten, sondern auch Hebammen. Diesem Trend wirkt ein Team aus fünf Hebammen und einer Finanzexpertin nun entgegen: Sie gründen das Hebammenhaus Rhein-Sieg.
Das Haus entsteht im Altbau des St. Joseph Hospitals Troisdorf in der Schlossstraße 18. Anfang 2025 wird es eröffnen, aktuell läuft der Umbau. Neben der Geburtshilfe und Wochenbettbetreuung werden Vorbereitungskurse und eine psychologische Beratungsstelle angeboten. Auch für Hebammen in der Ausbildung soll es ein Angebot geben.
Elementar wichtig für die Region ist das Projekt, das Sylvia Nogens, Alexandra Weis, Karin Streu, Sylvia Schneider, Petra Schuck und Claudia Schlich seit 2019 vorantreiben. Vor zwei Jahren boten die Verantwortlichen der GFO-Kliniken ihnen die Räumlichkeiten in der ehemaligen Pathologie im Altbau des St. Joseph Hospitals an. Ein wichtiger Schritt, denn die Suche nach Räumlichkeiten ist nicht einfach: Für ambulante Geburten muss wegen möglicher Komplikationen die nächste gynäkologische Fachstation innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein. Das ist in Troisdorf gegeben – der Altbau verleihe dem Haus zudem eine angenehme Atmosphäre, so die Gründerinnen.
Aktuell werden die insgesamt 360 Quadratmeter umgebaut: Es entstehen unter anderem zwei Geburtenräume (einer mit Geburtenwanne), ein Vorbereitungs- und Kursraum, ein Gemeinschaftsraum und ein Raum, in dem sich Familien nach der Entbindung ausruhen können.
Um das alles zu finanzieren, sind die Gründerinnen auf Spenden angewiesen: Der erste Bauabschnitt des Umbaus wird von einer Spende der Stadt Troisdorf über 50.000 Euro finanziert. Bereits am 08. Mai machte sich Bürgermeister Alexander Biber ein Bild von dem Umbau und überreichte den Check. Die VR-Bank Rhein Sieg spendete in einer Crowdfunding-Aktion 22.000 Euro, von denen unter anderem die Geburtenwanne finanziert wurde.
Holger Hürten, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank-Bonn/Rhein-Sieg, sprach von großem Zuspruch für das Projekt, das “von Anfang an leidenschaftlich und professionell” vorangetrieben wurde. Gemeinsam mit Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann überreichte er vergangenen Freitag zudem einen Check der Josef-Sebastian-Stiftung über 5.000 Euro. Andrea Schrahe, Marketing-Chefin VR-Bank Rhein-Sieg, überreichte einen weiteren Check der VR-Bank-Stiftung über 10.000 Euro.
Insgesamt benötigen die Gründerinnen für das Projekt um die 260.000 Euro. Neben Geld helfen auch Sachspenden: So hat das “Meisterteam Bonn” etwa Arbeitszeit gespendet und wird beim Erstellen der Räume für die Küche, Lagerräume und die WC-Anlage mit seinen handwerklichen Leistungen unentgeltlich unterstützen. “Dadurch wird das Projekt in den kommenden Wochen deutlich vorangetrieben”, freuten sich die Gründerinnen.
Ab der 36. Schwangerschaftswoche und bis zu zwei Wochen nach der Entbindung werden Frauen ab 2025 in dem Hebammen-Haus begleitet. Die ersten Termine sind bereits vergeben. Zwischen 600 und 800 Euro kostet eine Bereitschaftspauschale; den laufenden Betrieb rechnen die Gründerinnen dann mit den Krankenkassen ab. (pho)