Verbraucherzentrale in Troisdorf zieht Bilanz
• Fragen rund um die Energiekrise dominierten die Arbeit der Beratungsstelle im Jahr 2023
• Verbraucherrechte stets im Blick: Ob ungewollte Telefon-Verträge, undurchsichtige Preisklauseln von Fitnessstudios oder Inkassoforderungen
Stimmt meine Heizkostenabrechnung? Hat der Energieversorger die Abschläge für Strom und Gas korrekt berechnet? Was tun, wenn ich eine hohe Nachzahlung nicht begleichen kann? Fragen und Probleme rund um die Energiekrise prägten 2023 die Arbeit der Verbraucherzentrale Troisdorf. “Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten”, berichtet Dr. Konstantin von Normann, Leiter der Beratungsstelle, bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
3.572 Mal wendeten sich Menschen im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale Troisdorf. Allein 34 Prozent der Anfragen entfielen auf den Bereich Energie. Zwar sanken im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen mussten häufig individuell erklärt werden, damit die Bürger:innen davon profitieren konnten. Zudem waren viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert. Zeitnahe Reaktion und Hilfe – auch im Verbund mit kommunalen Partnern – war bei akuten finanziellen Notlagen gefragt.
“Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger um Onlinekäufe”, so Dr. von Normann. Beispielsweise sorgten Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation. “Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucher:innen ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert”, erklärt der Beratungsstellenleiter. Die Verbraucherzentrale half Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten.
Im Freizeitbereich waren es erneut Verträge mit Fitnessstudios, die zu Nachfragen führten. Denn manche Betreiber hoben die Kosten für Mitgliedschaften zum Teil deutlich an und begründeten dies mit gestiegenen Betriebskosten oder der Lohnentwicklung. Die Beratungskräfte informierten, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang Preise in laufenden Verträgen überhaupt angehoben werden dürfen und gaben Tipps rund um Kündigungsrechte.
Neben individueller Schadensbegrenzung steht Aufklärung im Fokus
Wenn die Rückerstattung des Kaufpreises bei Retouren nicht klappte, bedrohlich klingende Schreiben von Inkassounternehmen im Briefkasten landeten oder mit obskuren Mails Daten “abgefischt” und missbräuchlich verwendet wurden, war die Beratungsstelle ebenfalls mit Rat und Tat zur Stelle. “Schadensbegrenzung ist dann oft das Gebot der Stunde. Aber ganz wichtig ist uns auch die präventive Arbeit”, erläutert Dr. von Normann. Beispielsweise informierte die Beratungsstelle im Rahmen des Weltverbrauchertags unter dem Motto “Vorsicht Kreditfallen” über riskante Kleinkredite oder rückte die Tücken von “Buy now – pay later”-Modellen im Internethandel in den Blick.
Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher:innen eingesetzt
Insgesamt haben sich die Verbraucherschützer:innen aus Troisdorf im vergangenen Jahr bei 1.088 Rechtsberatungen und -vertretungen in 87 Prozent der Fälle erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt.
So hat etwa ein Troisdorfer Bürger bei der Durchsicht des Nachlasses seines verstorbenen Vaters Kontoauszüge mit Abbuchungen zu sieben Mobilfunkverträgen gefunden obwohl sein Vater seit Jahren über eine Telefonnummer mit Prepaidvertrag erreichbar war. Nach Einschaltung der Verbraucherzentrale hat das Telekommunikationsunternehmen fast 6.400,00 Euro für die untergeschobenen Verträge erstattet.
Gefragte Ansprechpartnerin persönlich, online und am Telefon
Von Online-Vorträgen, Sprechstunden, Videochat-Beratungen sowie von den laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW profitierten auch die Troisdorfer:innen. Neben den unmittelbar an die Beratungsstelle herangetragenen Anliegen gab es zusätzlich 2.262 Anfragen am landesweiten Servicetelefon und über das zentrale Kontaktformular. Bei 38 Veranstaltungen und Aktionen waren die Beratungskräfte vor Ort präsent und im Gespräch mit den Bürger:innen.
Aktuell erreichen die Beratungsstelle Anfragen zum Ende des Nebenkostenprivilegs, zu Glasfaseranschlüssen und zur FTI-Insolvenz.
Mehr Mehrweg
Unter dem Motto “Schon Mehrweg probiert?” warb die Umweltberatung darum, in Troisdorf gemeinsam den Weg zu mehr Mehrweg zu gehen. Zwar sind Gastronomiebetriebe ab einer gewissen Größe und Mitarbeitendenzahl seit 1. Januar 2023 dazu verpflichtet, neben Einwegverpackungen aus Plastik auch eine Mehrweg-Alternative bereit zu halten. Doch ein Markt-Check ein halbes Jahr nach der Einführung zeigte, dass auch in Troisdorf bei der Umsetzung noch deutlich Luft nach oben ist.
Weiterführende Links:
https://www.verbraucherzentrale.nrw/troisdorf-jahresbericht2023