Dienstag 18. November 2025

75 Jahre im Dienst der sozialen Gerechtigkeit und der Menschen: Wie der VdK 1950 entstand

Rente, Soziales und Pflege sind heute die Kernthemen im Programm des VdK.

Wir blicken zurück auf die Gründer und die Geschichte des Verbands.

Die besten Geschichten schreibt das Leben. Rautenberg media bereitet die neue Zeitschrift CARE vor. Und darin geht es auch um Pflege und Leben im Alter, also Kernthemen des VdK.

Bei einem Treffen mit Peter und Petra Bazille in der PB Oldtimergarage in Troisdorf-Spich, sprechen wir über das neue Projekt. Und dann wirft Peter Bazille ein, dass sein Vater, Helmut Bazille, den VdK 1950 mit ins Leben gerufen hat. Und dass er als Kind im Garten des VdK-Geländes in Bad Godesberg groß geworden ist. Welch eine Geschichte. Was also lag näher, die Entstehung des VdK vor 75 Jahren aus seiner Perspektive und der von Dr. Hannelore Kunz-Ott, seiner damaligen Sandkasten-Spielgefährtin, zu betrachten.

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es ein Anliegen von engagierten Menschen, Ansprüche von Kriegsgeschädigten, Witwen und Waisen bei den Behörden zu vertreten. Aus diesem Grund wurde 1950 von Vertretern des Vorläuferverbands BKD (Bund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen-Verbände Deutschlands) der neue VdK Deutschland gegründet

Ein Motor für diese Neugründung war Helmut Bazille. Im Lazarett in Heidelberg, in dem seine Kriegsverletzungen behandelt wurden, lernte er 1945 Josef Kunz kennen. Peter Bazille erinnert sich noch an Erzählungen, welche Aufgabe sein Vater damals übernahm. Der zuständige Arzt bat Helmut Bazille, dem schwer verbrannten „Jupp“ Kunz zu überzeugen, dass es sich lohne, weiterzuleben. Helmut Bazille gab Jupp trotz dessen schweren Brandverletzungen während des zweijährigen Lazarettaufenthalts neuen Lebensmut. „Die gemeinsame Zeit im Lazarett hat die beiden Männer zusammengeschweißt, eine lebenslange Freundschaft ist daraus entstanden“, unterstreicht die Tochter Hannelore Kunz-Ott diese Fügung. Obwohl selber mit Gesichtsverbrennungen kriegsgeschädigt, gründete Helmut Bazille, der Sohn des württembergischen Staatspräsidenten Wilhelm Bazille, den Verband der Körperbeschädigten in Württemberg-Baden. 1947 berief man Helmut Bazille zum Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Körperbeschädigten in der Amerikanischen Zone, Josef Kunz engagierte sich als Kreisgeschäftsführer der Körperbehinderten.

Die Amerikaner als Besatzungsmacht hatten das Wort „Kriegsbeschädigte“ verboten, deshalb die Bezeichnung „Körperbehinderte“.

1948 fungierte Bazille als Bundessekretär des BKD und von 1950 bis 1953 als Hauptgeschäftsführer des VdK.

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Unter der Leitung von Helmut Bazille führte sein Freund Josef Kunz die Geschäftsstelle des württembergischen Landesverbands in Bad Godesberg in angemieteten Räumen einer Pension in der Deutschherrenstraße. Sie fuhren beide als Delegierte nach Düsseldorf zur Gründungsversammlung, um zusammen mit den Vertretern der Landesverbände einen schlagkräftigen Bundesverband ins Leben zu rufen. Mit der Gründung der Bundesrepublik wurde die Bezeichnung Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebenen im Verbandsnamen möglich.

Die Gründungsversammlung selbst mussten beide frühzeitig verlassen, weil in der angemieteten Pension ein Brand ausgebrochen war und sie die gefährdeten Akten und Unterlagen retten mussten.

Helmut Bazille kaufte 1949 für den Verband das Gelände an der Wurzerstraße. Und dort wurde die neue Hauptgeschäftsstelle des VdK erbaut.

Josef Kunz wurde 1950 Sozialreferent in der Wurzerstr. 2-4., wo die Familie mit Tochter Hannelore bis 1971 eine Dienstwohnung im VdK-Gebäude nutzen konnte. Von 1950 bis 1971 war er Sachverständiger des VdK im Ausschuss des Deutschen Bundestages für Kriegsbeschädigte- und Hinterbliebenenfürsorge.

Peter Bazille erinnert sich noch gut daran, dass er im Garten der Geschäftsstelle mit einigen Mitarbeitern und Hannelore Kunz Fußball spielen durfte. „Dazu mussten wir durch das VdK-Büro laufen. Und kannten so fast alle Mitarbeiter. Sie wurden von uns alle nur Onkel und Tante gerufen.“

Helmut Bazille war stets auch ein politisch denkender Mensch. Er gehörte seit der ersten Bundestagswahl 1949 bis 1969 als SPD-Mitglied dem Deutschen Bundestag an, seit der Bundestagswahl 1961 errang er das Direktmandat im Wahlkreis Heilbronn. 1961 bis 1965 war er Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. Er hat sich Zeit seines Lebens für soziale Gerechtigkeit und Kriegsgeschädigte eingesetzt. 1962 hielt er auf dem Verbandstag des VdK eine bemerkenswerte Rede. Ein Kernsatz wird gerade hochaktuell. „Es ist unerträglich, in einer Zeit, in der die Verteidigungspflichten von Jahr zu Jahr wachsen, in der dem Bürger wieder die Pflicht des Soldatseins auferlegt wird, die ehemaligen Soldaten stiefmütterlich zu behandeln.“

Durch sein Engagement blieb nicht viel Zeit für die Familie. Allerdings vererbte der gelernte Mechaniker und technische Zeichner seine Vorliebe für die italienische Automarke Lancia. Er fuhr einige davon. Sein Sohn Peter Bazille ist heute einer der renommiertesten Lancia-Spezialisten europaweit. Kein Wunder, dass in seiner Touringgarage Lancia-Modelle stehen. Darunter auch die Aurelia seines Vaters von 1950.

Was dass mit dem VdK zu tun hat?

Wenn man sich etwas vornimmt, daran glaubt, sein Ziel konsequent verfolgt, engagierte Mitstreiter hat, dann kann man etwas erreichen. Und das hat nun schon über 75 Jahre den VdK geprägt.

Der Sozialverband VdK Deutschland hat derzeit 2,3 Millionen Mitglieder und ist somit der größte Sozialverband Deutschlands.

Bemerkenswerte Ereignisse in 75 Jahren VdK:

• Am 10. Dezember 1963 unternahmen 35.000 VdK-Mitglieder einen „Marsch auf Bonn“

• Ab 1991 bekam der VdK Zuwachs aus den neuen Bundesländer. Heute gibt es 13 Landesverbände.

• 1994 wurde der VdK offiziell in Sozialverband VdK Deutschland umbenannt

• 2014 verlegte der VdK seinen Sitz von Bonn nach Berlin.

• 2019 war das Thema „Rente für alle“ mit Rentengerechtigkeit für junge und alte Menschen sowie die Altersarmut ein Schwerpunkt

• Seit Mai 2018 ist Verena Bentele – von 2014 bis 2018 Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen – Präsidentin des VdK

Werner Müller

Fakten zum VdK

Unter dem Landesverband in Düsseldorf (nrw.vdk.de Tel. 0211 38412-0) folgt der Kreisverband Rhein-Sieg in Königswinter (nrw.vdk.de/vor-ort/kv-bonn-rhein-sieg / Tel. 02223-796930-0.)

In Troisdorf gibt es einen eigenen Ortsverband (nrw.vdk.de/vor-ort/ov-troisdorf/) Terminvereinbarungen unter ov-troisdorf@vdk.de

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Der VdK kümmert sich um Themen vom Arbeitslosenrecht bis zum Verbandsklagerecht nach BGG für Menschen mit Behinderung. Alle Beratungsthemen findet man im Internet.

Der Mitgliedsbeitrag im VdK beträgt 78 Euro im Jahr. Bei Bedarf werden die Rechtsberatungsstellen mit Begründung der Mitgliedschaft sofort tätig. Der Beitrag ist von der Steuer absetzbar.

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